Mein auf dieser Seite veröffentlichter Blog soll die Berichte in der BNN ergänzen. Es wäre also super, wenn ihr auch die lesen würdet…

Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Westafrika unterwegs zu sein, heißt nicht immer nur, auf Kuschelkurs zu sein. Da wir “Weißen” ja reich sind, können wir uns auch ein Taxi allein leisten. Manchmal müssen wir das auch, denn da, wo wir “Weißen” hinwollen, wollen eben manchmal auch nur wir hin und das heißt, man kann kein “Buschtaxi” benutzen, sondern braucht sein “Private Shuttle”.

So geht es uns eines Tages in Conakry, als wir uns auf den Weg zum Supermarkt machen, um dort unsere Vorräte an Konserven etc. aufzufüllen. Aus Angst vor korrupten Polizisten lassen wir unser Auto im Innenhof von Mamoudous Familie stehen und gehen zu Fuß zum “Busbahnhof”. Dort erwischen wir ein Sammeltaxi, das in die Stadt fährt. Wir wollen ins Viertel “Cayenne” und der Fahrer bietet uns an, uns für 7500 GF (ca. 90 Cent) dorthin zu bringen. Nach etwa 2 km Fahrt meint er plötzlich, dass wir mindestens 12 000 GF pro Person zahlen müssten. Wir protestieren und die anderen Fahrgäste setzen sich für uns ein, da sie mitbekommen haben, dass uns anfangs ein völlig anderer Preis genannt worden ist. “Das kannst du nicht machen!”, meint der Mann auf dem Beifahrersitz, “Wenn du falsch kalkuliert hast, ist das dein Fehler!” Der Taxifahrer murrt. Auf der Strecke in die Stadt steigen die anderen aus, neue kommen dazu, irgendwann sitzen aber nur noch wir im Wagen. Der Fahrer stoppt: “Ich habe einen Platten (das stimmt) und deshalb kann ich nicht weiterfahren. Gebt mir 5 000 GF. Mit 10 000 GF kommt ihr bis nach Cayenne.” Er spricht mit einem anderen Taxifahrer und fügt dann hinzu: “Dieses Taxi bringt euch bis nach Cayenne!”
Wir steigen also um und es stellt sich heraus, dass alles Lüge war. “Dahin fahre ich gar nicht!”, regt sich der Fahrer auf. Außerdem sollen wir pro Person 10 000 zahlen. Eine Mitfahrerin stellt sich als Deutschland-Fan heraus. Stolz zeigt sie uns ihr Schengen-Visum im Pass. “Wo wollt ihr hin?” Wir erklären ihr unseren Supermarkt-Plan und sie handelt mit dem Fahrer aus, dass uns dieser bis zum Markt bringen, dort auf uns warten und danach nach Matoto zurückbringen soll. Auf dem Rückweg darf er überall Fahrgäste aufgabeln. Damit sind wir kein “Private Shuttle” mehr. Trotzdem soll alles zusammen 60 000 GF kosten! (Eine normale Fahrt in die Stadt kostet übrigens 4 000 GF pro Person – nur so als Hinweis.) Wir willigen ein. Am Supermarkt angekommen will der Fahrer die Hälfte. “Und woher wissen wir, dass du nicht einfach abhaust?” “Ich bin ein Peul und ein guter Mensch!” Uns bleibt nichts anderes übrig und wir zahlen.
Die Rückfahrt wird eng, es dauert relativ lange, weil ständig Leute ein- und aussteigen. Als wir “bei uns zu Hause” ankommen, will der Fahrer plötzlich 40 000 GF (also insgesamt 70 000 GF) haben. Wir sehen das gar nicht ein. Schon 60 000 ist ein sehr guter Preis, zumal noch viele andere mitgefahren sind und er sehr gut verdient hat. Er weigert sich, unser Geld zu nehmen, einige Frauen der Familie kommen hinzu, um zu hören, was passiert ist. Der Taxifahrer macht einen Aufstand und die Frauen geben ihm weitere 10 000 GF, damit er Ruhe gibt. Wir sind jetzt erst recht aufgeregt, weil wir natürlich nicht wollen, dass die Familie für uns Geld ausgibt. Wir wollen aber auch nicht, dass der Fahrer, “nur” weil er einen Aufstand macht, noch mehr Geld bekommt. “Du hast zu wenig Geduld!”, versucht mich eine der Frauen zu beruhigen, “Das ist hier in Afrika so!“, was mir nur noch den Rest gibt. Frustriert und erbost ziehe ich mich in unser Zimmer zurück.

Ich habe so was von die Nase voll. Klar weiß ich, dass das hier in Afrika (die Einheimischen generalisieren auch) so ist, deshalb stinkt es mir aber trotzdem. Und akzeptieren will ich es keinesfalls. Ich kämpfe. Und notfalls diskutiere ich eine halbe Stunde. Dass die Frauen einfach ihr Portemonnaie herausholen und zahlen, will ich nicht akzeptieren. Aber ich muss. Ich bin immerhin Gast hier.

Ich schimpfe laut vor mich hin. Auf die Afrikaner im Allgemeinen, auf ihren Rassismus uns Weißen gegenüber, auf Afrika und darauf, dass “so” ja nichts aus dem Land werden kann. “Ich habe echt keine Lust mehr auf all das hier!”, sage ich zu Loyal. “Das mache ich nicht mehr mit! Jetzt reicht es!” “Naja, DU wolltest ja unbedingt auf diesem Kontinent reisen!”, erinnert er mich. Das kann ich nun gerade gar nicht gebrauchen. Ich bin wütend. Frustriert. Entmutigt. Gestresst. Und traurig. Alles gleichzeitig. Ich frage mich, warum ich mir das antue. Warum ich mich freiwillig seit Wochen diskriminieren und abzocken lasse. Diese Taxifahrergeschichte hat mir einfach den Rest gegeben. Das Fass zum Überlaufen gebracht. Ich will nicht mehr reden. Niemanden mehr sehen. Nichts mehr essen. Einfach nur schlafen.

Am nächsten Tag wache ich zum Glück wieder entspannt auf und kann über meinen Ausbruch lächeln 😉

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