Mein auf dieser Seite veröffentlichter Blog soll die Berichte in der BNN ergänzen. Es wäre also super, wenn ihr auch die lesen würdet…

Jeder, der schon einmal in Westafrika unterwegs war, weiß, dass sich das Besorgen der Visa regelrecht zur Plage entwickeln kann und man mit vielen Botschaften häufig nicht spaßen kann. Deshalb nehmen wir uns vor, mehrere Visa in Dakar zu beantragen und somit nur an wenigen Tagen genervt zu sein (komprimiert eben).
Das Leben hier in Dakar ist alles andere als günstig. Es fängt schon damit an, dass es keinen einzigen Campingplatz gibt und die Hotelpreise deutschem Niveau entsprechen. Das reißt ein ziemliches Loch in unsere Reisekasse.

Der erste Tag:
Am ersten Tag machen wir uns auf den Weg zu den Botschaften. Unser erstes Ziel ist Guinea Bissau: Die Botschaft liegt im Viertel “Point E” und man muss an den Garagen vorbei an die Hintertür, um ein Visum zu beantragen. Wir werden “am Schalter” gleich bedient und füllen das Formular aus. Die Visa kosten je 45 000 CFA, umgerechnet etwa 70€. Am nächsten Tag sollen wir das Visum abholen. Weiter geht’s zur Botschaft von Guinea, die wenige Straßen weiter liegt. Es handelt sich um ein etwas heruntergekommenes Haus. Wir werden durch mehrere Gänge geführt. Beim Blick durch offene Türen bekommen wir das dahinterliegende Chaos zu Gesicht. In einem 2×2 Meter großen Raum in der hintersten Ecke (Fenster gibt es dort keine mehr) werden die Visa beantragt. Die zuständige Dame ist sehr freundlich und sympathisch. Für Loyal kostet das Visum 65 000 CFA (100€) für mich nur 30 000 (45€). Wie wir erfahren orientieren sich die Länder an dem Preis unserer Länder hinsichtlich der Visa für ihre Landsmänner. Immer wieder fluchen wir, weil Loyal als Amerikaner ständig den Höchstsatz zahlen muss. Auch hier sollen wir das Visum am nächsten Tag abholen.
Die Botschaft für die Elfenbeinküste liegt im gleichen Viertel. Es handelt sich um ein sehr schickes Haus, das im Gegensatz zu den vorherigen Botschaften klimatisiert ist. Wir fühlen uns gleich wohl ;-). Der zuständige Konsul ist sehr nett und macht uns Hoffnung, dass wir das Visum am noch gleichen Tag bekommen würden. Allerdings müssten wir zuvor noch online das Geld für das Visum (110 € pro Person!) überweisen. Nur ungern verlassen wir die kühle Oase, um weiter zur liberischen Botschaft zu fahren. Wir versuchen es mit den öffentlichen Bussen, müssen danach aber noch endlos durch die Mittagshitze stapfen. Puh! Wir sehen die Fahne, aber keine Botschaft. Auf Nachfrage werden wir an den Seiteneingang eines Hauses geführt und erklimmen den zweiten Stock (bei der Hitze!) Im Zimmer der zuständigen Konsulin ist es angenehm kühl und wir werden äußerst freundlich empfangen. Die Informationen, die wir erhalten, gefallen uns dagegen gar nicht: Ein Touristenvisum kostet 150€! Für ein “normales” Visum, das schon für die Hälfte zu bekommen ist, brauchen wir eine offizielle Einladung einer Person, die im Land lebt. Wir erhalten zudem die bunt gedruckten Antragsformulare, die nur in diesem Original akzeptiert werden. Etwas ernüchtert verlassen wir die Botschaft. Als letztes schaffen wir es an diesem Tag zum Konsulat von Sierra Leone. Bei der im Internet angegebenen Adresse, befindet sich kein Zeichen von Sierra Leone mehr. Allerdings kann uns der sehr nette Türwächter weiterhelfen: Das Konsulat ist umgezogen und befindet sich nun in einem Hochhaus. Die zwei Räume sind völlig heruntergekommen, außer zwei Schreibtischen und einem kaputten Fernseher befindet sich nichts darin. Die beiden anwesenden Männer begrüßen uns freundlich. Der eine ist gerade dabei, sein Handy mit einer neuen Schutzfolie zu bekleben. Auf einem etwa 3x3cm großen Zettel erhalten wir die ausgedruckten! Informationen für ein Visum. Das Geld für ein Visum (ca. 90€ pro Person) muss zuvor bei einer bestimmten Bank eingezahlt werden. Erst mit dem Einzahlungsformular kann das Visum beantragt werden. Ich freue mich, dass wir so viel an diesem Tag erledigten konnten. Für afrikanische Verhältnisse eher ungewöhnlich.

Der zweite Tag:
Ich scheine mich zu früh gefreut zu haben. Wir fahren morgens zur Botschaft von Guinea-Bissau und werden dort erstmal ignoriert. Mehrmals rufe ich der anwesenden Frau durchs Fenster (sie sitz etwa einen Meter weit weg!) ein “Guten Tag” zu, aber sie reagiert nicht. Nach etwa 10 Minuten sage ich laut: “Entschuldigung, sind wir hier richtig? Uns wurde gesagt, wir sollten hier unsere Visum abholen!” “Ja, das ist hier.”, antwortet sie. Wir warten also weiter. Irgendwann unternimmt sie die große Anstrengung, öffnet die Schublade ihres Schreibtisches und entnimmt dieser unsere Pässe. Danach beginnt sie, ALLE Informationen unseres Passes in ein Schulheft abzuschreiben. Danach kommt sie auf die Idee, dass sie die Pässe auch kopieren könnte (was sie auch tut!) Das Ende vom Lied: Nach langer Wartezeit schiebt sie uns endlich unsere Pässe zu und setzt sich wieder. Als ich den Pass öffne, stelle ich fest, dass das Visum für “Christina S. A. N. G. D.” ausgestellt wurde. Nach langem Rätseln kommen wir darauf, dass sie alle Namen, die sie finden konnten, in Buchstaben übernommen haben (G. von “geb.” und N. soll eigentlich meinen Nachnamen darstellen!) Aber egal: Das Visum ist in meinem Pass und damit kommen wir sicherlich über die Grenze.
Weiter zur Botschaft Guinea: Wir kennen nun schon den Weg durch die Gänge, der Wachmann ist erleichtert, weil er uns nicht bringen muss. Die freundliche Dame hält uns gleich unsere Pässe hin: “Viel Spaß in Guinea”, gibt sie uns noch mit auf den Weg. Nach 5 Minuten sind wir wieder auf der Straße.
Die Botschaft der Elfenbeinküste liegt gleich um die Ecke. Wir freuen uns am Vortag über den klimatisierten Warteraum und werden nach kurzer Zeit zum Konsul gebracht. Dieser wirkt gar nicht mehr so locker wie am Vortag, sondern eher angespannt und nervös. Wir haben alle Unterlagen dabei, das Geld für das Visum haben wir schon am Vortag via Internet überwiesen. Glücklicherweise ist alles in Ordnung und der Konsul zeichnet unsere Papiere ab. Ich werde zu einer anderen Dame gebracht, die moniert, dass wir keine Aufenthaltsadresse in der Elfenbeinküste angegeben haben und nach langen Ausführungen über unseren Trip meinerseits unter Adresse “Land Rover Defender” einträgt. Nun ist sie zufrieden. Sie geht mit uns zusammen in einen dritten (Konferenz-) Raum, wo sie uns fotografiert und unsere Fingerabdrücke nimmt. Vereinzelt sitzen Männer und Frauen herum und tun irgendwie gar nichts. “Irgendwie erinnert mich das an eine Schulklasse, wenn der Lehrer noch nicht da ist”, sage ich zu Loyal. Und kaum habe ich das gesagt, erscheint eine Kamera, alle stehen auf, sind plötzlich still und herein kommt niemand anderes als der Botschafter persönlich. Alle, die dabei sind, tragen schicke Anzüge. Gefolgt von der Kamera läuft der Botschafter direkt auf uns zu und gibt uns die Hand. Danach setzt er sich an den großen runden Tisch und gibt eine Pressekonferenz. Und wir sind live dabei! Wir können es kaum glauben. Beim Fußballspiel zwischen Senegal und der Elfenbeinküste ist es am Abend vorher zu Ausschreitungen gekommen und der Botschafter muss nun Stellung beziehen. Als wir mit den Fingerabdrücken fertig sind, verlassen wir auf Zehenspitzen den Raum. Ab dann heißt es warten. Wir sind morgens etwa um 10.30 Uhr gekommen. Erst um 15.30 Uhr verlassen wir die Botschaft, allerdings ohne Visum (und damit auch ohne unseren Pass). Zweimal haben wir den Botschafter noch getroffen: Einmal direkt nach der Pressekonferenz, als er uns fragte, warum wir in der Botschaft seien und ein zweites Mal um etwa 15 Uhr als er sich wundert, dass wir immer noch da sind und seine Mitarbeiter bittet, uns doch endlich ein Visum auszustellen. Die haben aber selbst keine Chance: Die Technik streikt und so verlassen wir frustriert und hungrig die Botschaft.
Mit dem Taxi schaffen wir es in die Innenstadt und zu einer Bank, die eigentlich schon geschlossen hat. Netterweise lassen uns die Wächter durch den Hintereingang herein. So etwas geht eben auch nur in Afrika! Wir zahlen die Visumsgebühren auf das Botschaftskonto von Sierra Leone ein und sausen so schnell es geht zum Konsulat. Glücklicherweise ist noch jemand dort und wir können unsere Unterlagen (inklusive “Bewerbungsschreiben” an den Konsul) abgeben. Nach dem frustrierenden Erlebnis mit dem Visum für die Elfenbeinküste, hat nun doch noch etwas geklappt.

Der dritte Tag:
Morgens schlafen wir aus und nach einem Anruf in der Botschaft der Elfenbeinküste machen wir uns gegen Mittag auf, unser Visum abzuholen. Diesmal klappt es ganz zügig. Alles ist fertig. Mit dem Taxi fahren wir gleich zum Konsulat von Sierra Leone. Dort fehlt angeblich nur noch die Unterschrift des Konsuls, der aber “bald” zurückkäme. Wir warten etwa eine Stunde, bis er kommt. Eine Minute später bekommen wir unsere Pässe. Wir überprüfen unsere Visum und sind geschockt: Scheinbar gibt es in der Botschaft keine Aufkleber/Vordrucke für die Visa mehr, deshalb kopieren sie ein Visum, das schon einmal vergeben wurde, ändern die Nummer mit Kuli ab, machen die Eintragungen mit TippEx unsichtbar und schreiben danach die neuen Namen darüber. Neben das Visum kleben sie einen 4x4cm großen weißen Zettel mit dem Hinweis, dass es sich nicht um ein gefälschtes Visum handelt, sondern es im Konsulat technische Probleme beim Bedrucken gegeben hätte. Leider hatten sie es aber auch nicht geschafft, die “neuen Eintragungen” richtig zu machen: Meine Nationalität war plötzlich ”niederländisch”, Loyal hatte andere “Visazeiten” als ich bekommen. Wir hätten also nicht zusammen einreisen können. Die Beamten verbessern erneut das Visum. “Ob wir damit über die Grenze kommen?”, zweifelt Loyal. “Das Visum sieht so was von gefälscht aus!” “Ja, aber gerade deshalb!”, bin ich mir sicher. “So schlecht würde man ein Visum niemals fälschen. Das könnten wir ja sogar besser!”

Als letztes wollen wir an diesem Tag unsere Westafrika-Autoversicherung verlängern. In Mauretanien konnte man die nur für maximal einen Monat kaufen. Hier im Senegal sind sogar zwölf Monate möglich. Leider dauert das Ausstellen des neuen Versicherungsscheines ewig, weil die Dame die Informationen von meinem Pass und dem Fahrzeugschein immer wieder falsch abschreibt. Irgendwann ist sie genervt: “Ich verbrauche viel zu viele Kopien für euch!”, schimpft sie. Ich reagiere sauer: “Ich kann doch nichts dafür, dass Sie alles falsch abschreiben!” Sie scheint das sogar einzusehen. Am Ende lässt sie einfach mehrere Kästchen frei, unterschreibt und sagt uns auf Wiedersehen. Auf meinen fragenden Blick hin erhalte ich noch die Erklärung: “Den Rest füllt ihr einfach selbst aus”

 
Die Visa-Infos in Kürze für Afrika-Reisende

Guinea Bissau:
Adresse: Point E, Rue 6
– Visaformular
– 1 Passfoto
– 45 000 CFA pro Visum
à Visum für 30 Tage (1 entry)

Guinea (Conacry):
Adresse: Point E, Rue 7
– Visaformuar
– 1 Passfoto
– Kopie des Ausweises
à Visum für 30 Tage (1 entry)

Côte-d´Ivoire (Elfenbeinküste):
Adresse: Point E
– Visaformular
– Bestätigung für die online-Überweisung (110€)
– 1 Passfoto
– Kopie des Ausweises (erste drei Seiten)
– Kopie der Gelbfieberimpfung (auch Original mitbringen)
– Kopie der Fahrzeugpapiere (falls auf dem Landweg eingereist wird), ansonsten
– Kopie des Flugtickets
– Reservierungsbestätigung Hotel

Sierra Leone:
Adresse: Immeuble FAHD (Nähe Place de l´Indépendance/ Banque Nationale) à die Botschaft ist vor kurzem umgezogen
– Visaformular (die Nummer der Gelbfieberimpfung muss eingetragen werden)
– Bestätigung der Einzahlung auf ein spezielles Konto bei der CBAO-Bank
– 2 Passfotos
– Kopie des Ausweises
– Kopie des Flugtickets
– Reservierungsbestätigung Hotel
– Antragsschreiben an den Konsul(falls mit dem Auto eingereist wird, kann dies in diesem Brief dargelegt werden à dann wird auf die Reservierungsbestätigung des Hotels bzw. die Kopie des Flugtickets verzichtet)

Liberia:
Adresse:
– Visaformular (original in Farbe, nicht geknickt!)
– Einladungsschreiben von einer im Land lebenden Person (falls ein “normales Visum” beantragt wird à Kosten: 45 000 CFA für deutsche Staatsangehörige, 75 000 CFA für US-amerikanische Staatsangehörige)
– Visumsgebühr für das “Touristenvisum”: 90 000 CFA pro Person)
– Interview mit dem Konsul
– 2 Passfotos
– Kopie des Ausweises

 

 

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